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„Bei Parkinson und auch in der Geriatrie ist Optimismus besonders wichtig“


Bei Parkinson und auch in der Geriatrie ist Optimismus besonders wichtig
In der Abteilung Akutgeriatrie/Parkinson ist die enge Abstimmung im Team sehr wichtig, sagt Prof. Dr. Johannes Schwarz, Chefarzt der Abteilung Akutgeriatrie/Parkinson (rechts), – hier im Gespräch mit Michaela Frank-Jatsch, stellvertretende Leitung der Physiotherapie. (Foto: kk)

Ebersberg, Dezember 2023 – Seit Sommer 2023 ist Prof. Dr. Johannes Schwarz Chefarzt der jüngsten Abteilung der Kreisklinik Ebersberg: Akutgeriatrie/Parkinson. Prof. Schwarz ist Neurologe und Geriater. Sein besonderes Fachgebiet liegt in der Erforschung und Behandlung von Morbus Parkinson. Nach dem ersten halben Jahr in Ebersberg stellt er die Arbeit seines Teams vor.

Sie sind ausgewiesener Spezialist für Morbus Parkinson. Wie erklären Sie Laien diese Erkrankung?
Oft wird sie auch Schüttellähmung genannt. Darin stecken zwei Symptome, die besonders bekannt sind: das Zittern und die Unfähigkeit der Betroffenen, sich zu bewegen. Tatsächlich gibt es aber sehr viel mehr Symptome, motorische und nicht-motorische. Es ist eine lange Liste und wirklich große Bandbreite. Angefangen von Verdauungsproblemen bis hin zu Depressionen.

Vor einigen Wochen gab es Medienberichte über eine neue Behandlungsmethode, die bei einem Parkinson-Patienten in der Schweiz dazu geführt hat, dass er seine Beine wieder bewegen kann. Dem Mann wurden Elektroden ins Rückenmark implantiert. Wie ordnen Sie diese Methode ein?
Vor etwa zehn Jahren hat eine Gruppe aus Kanada diese Methode vorgestellt. Damals konnte ebenfalls jemand wieder eigenständig gehen. Mich hat das beeindruckt. Dieser Ansatz hat sich in Deutschland bisher langsam verbreitet. Die Stimulatoren sind nicht billig. Zudem war noch nicht erforscht, wie die Elektroden das Rückenmark genau stimulieren müssen: kontinuierlich oder nur kurz? Mit welcher Stärke? Die Kollegen in der Schweiz haben nun die Stimulation weiterentwickelt und diese mit der Muskelaktivität in den Beinen gekoppelt. Bisher ist nur die Besserung des Gehens bei einem Patienten mit dieser Neuroprothese berichtet. Wir müssen abwarten, ob die Stimulation des Rückenmarks nun häufiger eingesetzt werden wird.
Zur Behandlung von Schmerzen kommen Elektroden am Rückenmark aber bereits häufiger zum Einsatz. Bei manchen meiner Patienten konnten über diesen Weg Elektroden eingesetzt werden und dadurch konnten auch Freezing-Phänomene, also diese Lähmungserscheinungen, gemildert werden. Dazu müssen die Impulse, die die Elektroden abgeben, häufig nachjustiert und nacheingestellt werden.

Sie und Ihr Team behandeln Parkinson-Patientinnen und -Patienten mit der Sechs-Säulen-Therapie, die Sie entwickelt haben. Warum?
Wir können den Patienten derzeit nichts anbieten, was den Verlauf der Krankheit stoppt. Medikamente, gesunder Schlaf, gute Ernährung, Bewegung und Lebensfreude können aber zusammen die Lebensqualität verbessern. Bestimmte gemeinsame Aktivitäten, wie tanzen, singen und einige Sportarten, bringen die Menschen zum Lachen. Bei Parkinson und auch in der Geriatrie ist Optimismus besonders wichtig. Eine entsprechende Sportgruppe in Ebersberg ist angedacht.

Mehrere Säulen in der Behandlung zu beachten, übernimmt innerhalb Ihrer Abteilung ein Team aus Medizinern, Pflegekräften und Therapeuten. Auch in der Akutgeriatrie ist die Zusammenarbeit dieser Berufsgruppen gefragt, oder?
Das stimmt. Ein anschauliches Beispiel ist ein älterer Patient mit Oberschenkelhalsbruch. Da sind wir als Team enorm gefordert. Ärztinnen und Ärzte kümmern sich um die Wundheilung und stellen sicher, dass Vorerkrankungen beachtet werden. Die Therapeuten kümmern sich darum, dass der Patient seine Mobilität so schnell wie möglich verbessern kann. Und die Pflege unterstützt dabei, dass alle Komponenten zusammenspielen und hilft den Patienten dabei, mobiler zu werden. Der Sozialdienst kümmert sich am Ende darum, dass der Patient eine gute Anschluss-Heilbehandlung bekommt. Wir alle im Team müssen uns deshalb gut miteinander abstimmen. Dadurch begleiten wir Patientinnen und Patienten über einen längeren Zeitraum. Das gilt für die Akutgeriatrie und die Parkinson-Patienten gleichermaßen. Ich finde das sehr positiv.

Das Gespräch führte Katharina Ober


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